Wesentlichkeit in der CSRD-Berichterstattung: So identifizieren Sie die wichtigsten Themen | trurnit Blog

Wesentlichkeit in der CSRD-Berichterstattung: So identifizieren Sie die wichtigsten Themen

KI generiertes Bild von einer Stadt mit Straßen, Autos und vielen Grünflächen

Nüchtern betrachtet ist das erst einmal kein Vergnügen. Die neue Nachhaltigkeitsberichtspflicht CSRD setzt den betroffenen Unternehmen einen aus vielen obligatorischen Datenpunkten bestehenden Rahmen für die künftige Berichterstattung. Die Pflicht gibt den Unternehmen aber auch etwas, was in der Regulatorik seltener vorkommt: Spielraum. Und der heißt: Wesentlichkeit.

Spielraum und Wesentlichkeit?

Unter dem Blickwinkel der sogenannten „Doppelten Wesentlichkeit“ müssen die Unternehmen die relevanten nachhaltigen Auswirkungen, Risiken und Chancen identifizieren und bewerten. Die zweifache Perspektive bezieht sich zum einen auf die finanziellen Risiken und Chancen, die sich für Unternehmen aus Nachhaltigkeitsthemen heraus entwickeln können, und zum anderen auf die ökologischen, sozialen oder auch finanziellen Auswirkungen, die Unternehmen auf Mensch und Umwelt durch ihre Geschäftstätigkeit haben können.

Zu den Pflichtbereichen, die in den die CSRD ausgestaltenden Berichtsstandards ESRS ausführlich beschrieben sind, gehört an erster Stelle das Thema Klimawandel. Allerdings: Wer meint, dass er oder sie nicht betroffen sei, hat dies gut zu begründen und muss dann aber nicht weiter berichten. Alle anderen Unternehmen sind zur Offenlegung im Themenstandard ESRS E1 aufgerufen.

Darüber hinaus greift der Spielraum: Unternehmensindividuell gelten die konsolidierten und priorisierten Ergebnisse einer umfassenden Wesentlichkeitsanalyse, bei der das Unternehmen nach Outside-in-und-Inside-out-Prinzip komplett durchleuchtet wird. Wie aber kommt man bei einem solchen Prozess an den Punkt zu sagen: „Wir wissen, welche Nachhaltigkeitsthemen wesentlich für die zukünftige Entwicklung unseres Unternehmens sind“?

„Die Wesentlichkeit vorzubereiten ist kein kreatives Brainstorming, bei dem jeder und jede auf der grünen Wiese einbringen kann, was ihm oder ihr am Herzen liegt. Der Wesentlichkeitsspielraum braucht vielmehr Eingrenzung und Systematik.“

Um es vorwegzunehmen: Das kreative Brainstorming, bei dem jeder und jede auf der berühmten grünen Wiese einbringen kann, was ihm oder ihr am Herzen liegt, ist es nicht. Auch wenn wir Herzensprojekte nicht als irrelevant abtun wollen, aber starten Sie nicht mit großen Umfragen und vielen freien Textfeldern unter Kunden, NGOs, Mitarbeitern, Branchenfreunden und anderen. Denn das wäre aufgrund des vermutlich etwas zu bunten Blumenstraußes an Ideen und der Vielzahl an Impulsen, die zurückfluten, schlichtweg nicht handhabbar.

Spielraum mit ressourcenschonender Systematik

Der Wesentlichkeitsspielraum braucht Eingrenzung und Systematik. Wir empfehlen daher folgendes Vorgehen:

  1. Identifizieren Sie die wichtigen Interessengruppen, zum Beispiel durch ein Stakeholder-Mapping, bei dem alle Unternehmensbereich eine Einschätzung nach vorher abgestimmten Kriterien abgeben dürfen. Dann wissen Sie, wen Sie später im Prozess ganz sicher einbinden sollten.
  2. Machen Sie eine Bestandsaufnahme zum Unternehmenskontext. Die Geschäftsberichte der letzten drei Jahre, die Unternehmens- und die Teilstrategien, die Risikobewertung, Branchenanalysen etc. lesen sich mit der Nachhaltigkeitsbrille der ESRS-Themenstandards anders als bisher.
  3. Um Auswirkungen auf Mensch und Umwelt wie auch Chancen und Risiken für die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu erkennen, zu beschreiben und letztlich zu bewerten, ist eine Analyse der Wertschöpfungskette unumgänglich. Welche Risiken sieht Ihre Fachabteilung im Bereich Einkauf? Welche langfristigen Auswirkungen auf das Geschäftsmodell identifiziert die Personalabteilung in Bezug auf den drohenden Fachkräftemangel? Wie wirken sich veränderte Kundenbedürfnisse und -ansprüche aus?

Wenn Sie diese Schritte durchlaufen haben, verfügen Sie über ein großes Reservoir an Nachhaltigkeitsaspekten. Das kann aus der Vogelperspektive unergründlich tief erscheinen. Doch aufgrund des systemischen und akribischen Herleitungsprozesses steht jeder Aspekt auf einem soliden Grund.

Jetzt liegt es an Ihrer Einschätzung, der Ihrer Kolleg:innen und an dem Feedback Ihrer Stakeholder. In der nächsten Prozessphase filtern Sie in zwei großen Schritten aus diesen Bewertungen die für Ihr Unternehmen relevanten Themen und priorisieren sie. Denn auch das sagt die Pflicht: Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche. Denn nur dann haben Sie die Chance, auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit tatsächlich ans Ziel zu kommen.

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