VW-Kommunikation: Von den Schlimmsten lernen | trurnit Blog

VW-Kommunikation: Von den Schlimmsten lernen

 

Dass Autohersteller Innovationstreiber sind, ist hinlänglich bekannt. Das gilt aber nicht nur in Sachen Technik. Auch bei der Unternehmenskommunikation sollte man sie unbedingt im Auge behalten.

Das beweist der VW-Konzern, der in dieser Hinsicht neue Standards setzt: Kaum zwei Jahre, nachdem die Abgasäffäre bekannt wurde, liegen nun erste Ergebnisse bei der Aufklärung des Skandals vor.

„Brutalstmögliche Aufklärung bei #VW: Immer zugeben, was nicht mehr zu leugnen ist!“

Brutalstmögliche Aufklärung

Der Konzern hat sich zwar in Anzeigen für die Manipulationen entschuldigt. Das war es dann aber auch. Und es bleibt dabei: Keiner weiß bis heute etwas Genaues über die internen Vorgänge. Und verantwortlich ist auch keiner, weil die Hierarchien im Mutterkonzern und bei den Tochterfirmen zur fraglichen Zeit offenbar so flach waren, dass es quasi keine Führungskräfte gab – weder in der Motorentwicklung, noch in der Produktion oder sonstwo. Nicht, dass es keinen Konzernvorstand gegeben hätte, aber dessen Mitglieder haben so gut wie nichts entschieden! Jedenfalls nichts, was mit dieser Sache etwas zu tun hat. Weil sie wahrscheinlich gar nichts davon gewusst haben!

„#VW-Krisenkommunikation: Eindeutig zu hohe Schwafelbelastung. Und das trotz Flunkerverbot.“

Voll im Nebel

Drittens: Ob und wie die beanstandeten elektronischen Bauteile letztlich in die Autos gelangt sind, ist noch vollkommen unklar und muss deshalb weiter untersucht werden. Man weiß nicht, wer sie geliefert hat und wer sie konfigurierte. Nicht ausgeschlossen ist, dass sie jemand über längere Zeit von außen unbemerkt, aber regelmäßig in den Fertigungsprozess eingespeist hat. Sicher ist nur, dass Produktionsmitarbeiter für den Einbau zuständig waren. Die werden dazu intensiv befragt. Und zu den Verhaftungen und Ermittlungen beim Mutterkonzern und bei den Tochterfirmen kann und darf man schon aus juristischen Gründen gar nichts sagen!

Krise, welche Krise?

Was also können Energieversorger von VW über Kommunikation lernen? Man muss als Unternehmen, wird man beim Schummeln erwischt, nicht unbedingt zu seinen Fehlern stehen. Man kann auch versuchen, den finanziellen Schaden oder den für die Reputation anders zu minimieren. Und: Bevor man hektisch in der Kiste für die Krisenkommunikation nach Lösungen kramt, sollte man zunächst klären, ob überhaupt eine echte Krise vorliegt. Solange nämlich der Unternehmenswert nicht zu sehr leidet und genug Rückstellungen gebildet sind, handelt es eher um ein beherrschbares Phänomen.

„Bei #Dieselgate noch ungeregelt: Wo bleibt die Abschalteinrichtung für zu viele warme Worte?“

Jenseits aller Grenzwerte

Der Konzern will das Vertrauen nach eigenen Angaben zurückgewinnen. Ob das gelingt, wenn man nur jeweils genau das zugibt, was gerade nicht mehr zu leugnen ist? Und wenn man das auch noch so uneindeutig tut, dass man dafür womöglich nicht haftbar gemacht werden kann? Wenn man die Folgen des Fehlers relativiert und die Fakten umdeutet? Oder ist der Slogan „Vorsprung durch Technik“ ganz anders gemeint? Und es geht alleine um eine Technik der Unternehmenskommunikation, mit der man möglichst viel Staub aufwirbelt, um sich unbeschadet aus ihm zu machen!

Wir sind schon auf den nächsten CSR-Bericht aus Wolfsburg gespannt und hätten schon eine konzeptionelle Leitlinie: Niemand ist unnütz, er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen.

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