Barrierefreiheit im Web ist nicht nur gesetzlich geregelt, sondern auch ein Zeichen für Inklusion und Verantwortung. Sie ermöglicht es Menschen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten, auf digitale Inhalte zuzugreifen und diese in vollem Umfang zu nutzen.
In den letzten Jahren haben sich Overlay-Anbieter etabliert, die versprechen, Websites schnell und einfach barrierefrei zu machen. Doch trotz der Vorteile, die solche Tools bieten, gewährleisten sie keine echte Barrierefreiheit. In diesem Artikel erfahren Sie, warum das so ist.
1. Grundlegende Barrierefreiheit wird nicht gewährleistet
Overlays funktionieren, indem sie eine Art „Schicht“ über eine bestehende Website legen. Diese nimmt bestimmte Anpassungen vor, um die Barrierefreiheit zu verbessern. Weil sie nicht in die eigentliche Struktur der Website eingreifen, beheben Overlays nicht grundlegende Probleme der HTML- oder CSS-Codierung.
Beispiel: Eine Website, die keine semantischen HTML-Elemente wie ‚<header>‘, ‚<nav>‘, ‚<main>‘, oder ‚<footer>‘ verwendet, kann von einem Overlay nicht vollständig angepasst werden. Diese Elemente sind jedoch entscheidend für Screenreader-Nutzer, um die Struktur und den Inhalt einer Seite zu verstehen. Ein Overlay kann zwar Kontraste ändern oder Schriftgrößen anpassen, nicht aber die semantische Struktur nachträglich hinzufügen.
2. Nur eingeschränkte Anpassungen
Overlays bieten häufig nur grundlegende Anpassungsmöglichkeiten wie das Ändern von Kontrasten, Schriftgrößen oder Farben. Während dies für manche Nutzer hilfreich sein kann, gehen die Anforderungen an Barrierefreiheit weit über diese Funktionen hinaus.
Beispiel: Menschen mit motorischen Einschränkungen benötigen oft größere Klickflächen oder alternative Navigationsmethoden, mit denen sie die Website per Tastatur oder Sprache steuern können. Menschen mit kognitiven Behinderungen profitieren von klarer, einfacher Sprache und einer intuitiven Seitenstruktur – ein Overlay bietet solche individuellen Anpassungen in der Regel nicht, da es nicht auf die spezifischen Bedürfnisse einzelner Nutzer zugeschnitten ist.
3. Kompatibilitätsprobleme
Da Overlays meist JavaScript-basiert sind, sind sie oft mit bestimmten Browsern, Betriebssystemen oder assistiven Technologien inkompatibel. Dies kann dazu führen, dass die Benutzererfahrung für bestimmte Gruppen verschlechtert statt wie gewünscht verbessert wird.
Beispiel: Für User, die einen älteren Screenreader nutzen, könnten sich Probleme ergeben, wenn das Overlay moderne JavaScript-Techniken verwendet, die ihr Screenreader nicht unterstützt. In solchen Fällen verschlechtert das Overlay sogar die Nutzbarkeit der Website, indem es bestehende Barrieren verschärft.
„Sich bei der Herstellung barrierefreier Webseiten ausschließlich auf einfach zu installierende Overlays zu verlassen, ist nicht die Lösung. Sie überdecken in der Regel bloß tiefer liegende Probleme im Code der Seite, ohne sie grundsätzlich zu beseitigen.“
4. Fehlende Unterstützung für Benutzerinteraktionen
Viele Overlays konzentrieren sich auf die Optimierung statischer Inhalte und übersehen dabei interaktive Elemente wie Formulare, Dropdown-Menüs oder modale Fenster. Diese Elemente sind für die Nutzung einer Website jedoch oft entscheidend und müssen korrekt umgesetzt werden, um barrierefrei zu sein.
Beispiel: Ein Formular auf einer Website muss so programmiert sein, dass es alle Nutzer problemlos ausfüllen können. Ferner müssen Hinweise und Fehlermeldungen so gestaltet sein, dass Screenreader diese korrekt erkennen und vorlesen. Über ein Overlay lassen sich solche Interaktionen nicht anpassen, da es nur die visuelle Darstellung der Website beeinflusst, nicht aber ihre Funktionsweise im Hintergrund.
5. Sicherheits- und Datenschutzbedenken
Overlays können auch Sicherheits- und Datenschutzprobleme mit sich bringen, insbesondere wenn sie von Drittanbietern stammen. Viele dieser Tools sammeln Daten über die Benutzerinteraktionen auf der Website, was gegen Datenschutzbestimmungen verstößt – insbesondere dann, wenn es um sensible Informationen wie personenbezogene Daten geht.
Beispiel: Wenn ein Overlay auf einer Website eingesetzt wird, die personenbezogene Daten verarbeitet, besteht die Gefahr, dass diese Daten an den Drittanbieter des Overlays weitergeleitet werden. Dies kann nicht nur rechtliche Probleme verursachen, sondern auch das Vertrauen der Nutzer in die Sicherheit und Vertraulichkeit der Website nachhaltig beeinträchtigen.
6. Keine dauerhafte Lösung
Overlays sind in der Regel nur eine vorübergehende Lösung, weil sie die tieferliegenden Probleme nicht beheben. Im Grunde behandeln sie lediglich Symptome, ohne den Ursachen der „Krankheit“ auf den Grund zu gehen. Eine nachhaltige „Genesung“ erfährt eine Website nur, wenn sie unter Berücksichtigung von Barrierefreiheits-Kriterien grundsätzlich überarbeitet wird.
Beispiel: Eine durchgängig barrierefreie Website berücksichtigt die Bedürfnisse aller Nutzergruppen – sowohl im Design, als auch ihrer Funktionalität. Das bedeutet, dass bei der Entwicklung der Website nicht nur auf die Einhaltung von Barrierefreiheitsstandards geachtet wird, sondern auch auf die User Experience für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten.
Fazit
Auch wenn Overlays kurzfristig einige Aspekte der Barrierefreiheit verbessern, ist die Website deswegen noch lange nicht barrierefrei. In der Barrierefreiheit entscheidet man klar zwischen „Ja, die Website ist barrierefrei“ oder „Nein, sie ist nicht barrierefrei.“ Ein Mittelding gibt es nicht. Mit Overlay-Lösungen wird man den Status „Ja, barrierefrei!“ niemals erreichen, weil die eingesetzte Technologie grundlegende und essentielle Anforderungen der Barrierefreiheit nicht erfüllt.
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