„Fehler müssen bei uns erlaubt sein! Wir brauchen eine Fehlerkultur!“ Haben Sie diese oder ähnliche Worte auch schon mal in Ihrem Unternehmen gehört? Meist kommt, wenn es um das Thema Innovation geht, das Thema Fehlerkultur auf den Tisch.
Aber mal ganz unter uns. Niemand will Fehler machen. Und ich bin auch ganz froh, dass es noch eine Menge von Bereichen gibt, in denen agile und iterative Prozesse ein No-Go sind und es eine „0-Fehler-Toleranz-Kultur“ gibt. Zum Beispiel im Flieger, in Operationssälen oder in Kraftwerken. Aber warum sind wir derzeit alle ganz heiß darauf, Fehler zu machen und fordern ganz selbstverständlich Akzeptanz für unsere Fehler von Kollegen, dem Management oder den Anteilseignern? Gibt es in Unternehmen wirklich gute Fehler?
„Fehler ist nicht gleich Fehler. Abweichungen vom erhofften Ergebnis sind auch Treiber von #Innovation“
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Was ist ein Fehler?
Laut Duden ist ein Fehler:
- etwas, was falsch ist, vom Richtigen abweicht; Unrichtigkeit
- irrtümliche Entscheidung, Maßnahme; Fehlgriff
- schlechte Eigenschaft, Mangel
Dieser Definition folgend gibt es keine guten oder erwünschten Fehler. Auch nicht bei Energieversorgern. Liegen wir also auf der Suche nach der Fehlerkultur alle falsch? Ich denke ja und nein. Und die Antwort mag für den einen oder anderen am Ende in einer definitorischen Spitzfindigkeit liegen. Aber die Konsequenz daraus ist für uns alle sehr relevant.
Jeder Fehler hat einen speziellen Grund
Wenn wir uns ohne Anspruch auf Vollständigkeit die Gründe möglicher Fehler in einem EVU ansehen, erhalten wir folgendes Spektrum:
- Fehler, die durch absichtliche Missachtung von Vorgaben und Standards entstehen
- Fehler, die durch Unachtsamkeit und/oder Zeitmangel entstehen
- Schlechte Ergebnisse, aufgrund von mangelnder Qualifikation der Person für die gestellte Aufgabe
- Ergebnisse, die aufgrund fehlerhafter Prozesse entstehen
- Fehler bei der Durchführung sehr anspruchsvoller Tätigkeiten (die nicht jedes Mal mit 100% Sicherheit durchgeführt werden können)
- Unbeabsichtigte Ergebnisse, die aufgrund von hoher Komplexität (Unvorhersehbarkeit von Interaktionen und deren Folgen) entstehen
- Abweichende Entwicklungen vor dem Hintergrund unsicherer zukünftiger Ereignisse
- Unerwünschtes Ergebnis bei der Überprüfung einer Hypothese
- Misslingen eines Experiments, das neues Wissen über einen Sachverhalt ergeben soll
Daraus wird klar: Die Fehler 1 bis 7 wollen wir so gut es geht vermeiden, wobei die Chance auf Vermeidbarkeit von oben nach unten immer weiter abnimmt. Die Fehler 8 und 9 sind, wenn wir uns an die Definition des Duden halten, keine Fehler, da auch das nicht gewünschte (fehlerhafte) Ergebnis ein geplanter Output der Tätigkeit war. Also das Gegenteil von einer „Abweichung vom Richtigen“. Nur eben eine Abweichung vom Gewünschten oder Erhofften.
„#Innovation in Unternehmen: eine Fehlerkultur ist gut, eine Lernkultur ist besser!“
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Wenn wir im Innovationskontext also von einer Fehlerkultur sprechen, denken wir meist nur an die beiden letzten Fälle. Die Durchführung von Experimenten und die Überprüfung von Hypothesen auf dem Weg zu neuem Wissen. Wenn Sie mir soweit folgen, folgender Vorschlag: Lassen Sie uns doch künftig von einer Lernkultur statt Fehlerkultur im Unternehmen sprechen. Klingt auch gleich viel positiver.
Lernkultur funktioniert nicht ohne Struktur und Strategie
Jeder, der Kinder hat, weiß, dass der einzige nachhaltige Lerneffekt durch eigenes Erleben stattfindet und leider nicht durch gute Ratschläge. Trial and Error. Trial and Error. Bei Kindern sorgen daher die Eltern für ein Umfeld, in dem Kinder sich ausprobieren können und dabei aber nicht jeder Fehler der Letzte gewesen sein kann.
In Unternehmen ist die Führung gefragt es möglich zu machen, dass die Mitarbeiter viel und schnell lernen können und dabei auch Fehler passieren dürfen. Das aber erfordert zwingend neben der (Lern-) Kultur eine Struktur – ein sicherer Rahmen durch Organisation und Prozesse – sowie eine Strategie – warum lernen und was?
Noch mal Hand aufs Herz: Wie sieht es in Ihrem Unternehmen mit der Kultur, mit der Struktur und mit der Strategie für Innovationen aus? Wie gesagt: Innovation ist kein Big Bang, sondern ein Prozess. Und der will eingerichtet sein.